Von laufenden Nasen und brennenden Beinen - oder andersrum?

Der heutige Blogpost kommt leider etwas verspätet,wir wünschen euch aber trotzdem ganz viel Spaß beim Lesen!


Inhalt: Über die Schule/ Wieder nach Ooty und 2 Katharinas im Freizeitpark/ Von großen Reisen und Chillis in der Nase



Über die Schule


Die vorletzte Woche fing wieder an wie gewöhnlich: wir starteten unseren Montag mit dem unterrichten unserer heimlichen Lieblingsklassen, der Dritten und Vierten. Die Kercombai Grundschule hat, wie die meisten primary schools hier, fünf Jahrgangsstufen mit jeweils einer Klasse. Die sind im Vergleich zu deutschen Schulen auch recht klein, so hat z.B. die dritte Klasse 11, die vierte 15 Schüler.
Ein anderer Unterschied zu Deutschland ist, dass Englisch ab der ersten Klasse unterrichtet wird. Das bedeutet für die Kinder, dass sie im Alter von fünf bis sechs Jahren sowohl das Alphabet ihrer eigenen Sprache als auch das einer komplett fremden Sprache lernen müssen. Eine ziemlich herausfordernde Aufgabe. Die Unterrichtsmaterialien, die den Kinder hierfür zur Verfügung stehen, sind nicht wirklich eine große Hilfe, da sie von Beginn an vollständige Sätze (in einer den Kindern unbekannten Sprache) verwenden und die Buchstaben erst nach und nach eingeführt werden. Da fragt man sich, wie es den Kindern möglich sein soll, diese Sätze zu lesen, geschweige denn zu verstehen.
So haben wir bisher größtenteils versucht, den Kindern die Sprache mündlich näher zu bringen, in dem wir Aktionen oder Gegenstände mit den zugehörigen englischen Wörtern verbinden.
Eine Herausforderung für uns ist hierbei aber auch die Stundenlänge:
Eine „normale“ Stunde ist hier 90 Minuten lang, ein Unterrichtsfach wird aber normalerweise zwei Stunden am Stück unterrichtet (somit haben die Kinder nur zwei Fächer am Tag).
Die Unfähigkeit eines Kindes, sich solch eine lange Zeit auf eine Sache zu konzentrieren wird hier etwas außer Acht gelassen und so sind wir noch etwas am herum tüfteln, wie wir den Unterricht der ganz Kleinen am sinnvollsten gestalten können.

Bei den höheren Klassen sieht die Sache schon anders aus. Nach den ersten Wochen, die wir nun schon an der Schule verbracht haben, können wir hier zu unserer großen Freude schon Unterschiede zum Anfang feststellen.
Die Kinder finden immer mehr Spaß daran, aus sich heraus zu kommen und selbstständig zu arbeiten und zu sprechen.
Wo wir zuerst beim Stellen einer Frage nur eine stille Klasse vor uns sahen, die verunsichert zu ihrer indischen Lehrerin blickte, in der Hoffnung die Antwort vorgesagt zu bekommen, da finden sich mittlerweile immer mehr Hände, die in die Höhe schießen (oder auch Kinderstimmen, die die Antwort begeistern rein rufen wollen, ehe man sie zur Ruhe bringen kann).
Auch werden wir beim Eintreten in den Klassenraum sofort stürmisch begrüßt und jeder versucht, auf Englisch ein Gespräch anzufangen.
Die Kinder haben weniger Angst davor, Fehler zu machen und es ist beeindrucken zu sehen, wie sie sich gegenseitig helfen.

Unserer Unterricht in diesen Klassen besteht vor allem aus dem Ausbessern von Wortfeldern und Grammatik, die die Kinder schon behandelt haben oder zumindest schon teilweise kennen.
So kann die dritte Klasse z.B. ohne Probleme bis Tausend zählen, diese Zahlen aber auch zu schreiben fällt vielen schwer.
Auch kenne die Kinder viele Begriffe wie Tiernamen oder Gegenstände, die sich im Raum finden lassen.
Um diese aber in Sätze einzubauen fehlt vielen die Übung.
Eine große Hilfe ist uns hierbei ein Englisch-Workbook, das wir aus Deutschland mitbringen konnten und die zu jedem Thema zugehörigen Flashcards (Karten mit Bildern), die uns von David Katzer nachgeschickt wurden. (Vielen Dank!)
So pilgern wir meistens mehrfach die Woche ins Stadtzentrum und lassen im Laden unseres Vertrauens (der uns auch regelmäßig mit Produkten wie Erdnussbutter ausstattet) die Arbeitsblätter für die nächsten Unterrichtsstunden kopieren.
Für die Kinder haben wir daher extra Ordner angeschafft, damit sie die Blätter ordentlich verstauen können.
Neben diesen Materialien füllen wir die Stunden mit Liedern (bei "head and shoulders" kommen regelmäßig Kindheitserinnerungen hoch :D) und kleinen Spielen auf Englisch, was den Kindern immer sehr viel Spaß bereitet.


Am Montag Mittag haben wir dann endlich unsere neuen Klamotten zum „stitching“ gebracht und wurden von den Näherinnen promt dazu eingeladen, mit ihnen zu Mittag zu essen. Wir hatten tatsächlich unser von Sara zubereitete Essen dabei, da wir direkt aus der Schule hergekommen waren, und waren noch dazu ziiemlich hungrig, da wir die gut zwei Kilometer lange Strecke quer durch Kotagiri in Unwissenheit der bestehenden Busverbindung zu Fuß zurück gelegt hatten (zum Abholen am Freitag standen uns diese Anstrengungen nochmal bevor, da uns immer noch niemand von dem Bus erzählt hatte).
So gesellten wir uns zu den Frauen auf die Dachterrasse und wurden sofort in Gespräche verwickelt (in denen man uns unter anderem mal wieder auf die Weißheit unserer Gesichter hinwies😄).
Anschließend kam die Stunde der Wahrheit: Wir wurden vermessen.
Hierbei mussten natürlich die vielen Kekse und der Tee, gegen die ich seit Wochen mit ausgiebigem Sport zu kämpfen versuchte, mit einberechnet werden.
Nach einiger Zeit wurden wir schließlich entlassen und konnten den Pfad des Heimweges antreten.
Nicht ohne nochmal einen Schub Obst zu kaufen.



Wieder nach Ooty und 2 Katharinas im Freizeitpark


Am Donnerstag wären wir eigentlich ebenfalls in die Schule gegangen, jedoch sollten wir dann stattdessen mit nach Ooty auf eine Function.
So standen wir früh morgens auf, um beim Verladen einige Küchenutensilien in das Auto von Island Trust zu helfen und anschließend eine Stunde Autofahrt hinter uns zu bringen.
Am Veranstaltungsort angekommen, stellten wir fest, dass es sich um die Einrichtung für HIV Erkrankte handelte, welche wir bereits vor einiger Zeit besucht hatten.
So ging es nach dem Frühstück an die Vorbereitungen, wobei wir dazu beitrugen, indem wir Geschenke verpackten.
Da kamen natürlich große Weihnachtsgefühle auf, aber die Geschenke waren nicht für uns, sondern für 12 Frauen gedacht, welche extraordinäre Arbeit im Bereich der Hilfe für Kindergartenkinder geleistet haben, die heute von Island Trust geehrt wurden.
Sie haben auf ehrenamtlicher Basis dafür gesorgt, dass die Kinder im Kindergarten mit Spielsachen und Lebensmitteln versorgt sind, um die Grundlage für eine glückliche Kindheit zu schaffen.
Darum drehte sich die Veranstaltung, wobei wir den Großteil des Gesagten natürlich nicht verstanden. Im Anschluss gab es wieder Essen für alle und wir durften uns nützlich machen und die Teller mit den frisch zubereiteten Speisen füllen.
Nachmittags machten wir uns auf den Rückweg, wobei Sara noch ein Meeting in Ooty hatte.
So verbrachten wir (Alponse, drei Mitarbeiter Island Trusts und wir beide) die Zeit in einem nahegelegenen Freizeitpark, in welchem wir mehrfach dazu aufgefordert wurden, verschiedenste Attraktionen auszuprobieren.
Im Anblick des Zustands der Achterbahnen ö.Ä. (die eher an eine Ausstellung in einem Museum erinnerten als an tatsächlich benutzbare Fahrgeschäfte😅), lehnten wir dankend ab (wobei der generelle Verkehr vermutlich ein größeres Sicherheitsrisiko darstellt).
Doch es gab eine Sache, die unsere Herzen höher schlagen lies:
Die Zuckerwatte.
Und so bettelten wir in alter Kindermanier jeweils um eine Zuckerwatte, welche uns dann auch gewährt wurde.
Tatsächlich ergab sich für uns eine Zuckerwatte, deren Volumen das unseres Kopfes übertraf.
Anschließend machten wir uns glücklich (was sich wenige Minuten später in einen Zuckerschock verwandelte) auf den Heimweg.


Von großen Reisen und Chillis in der Nase


Was natürlich auch noch zu unserer Woche dazugehört: Der Besuch eines Tribal Villages.
Diesmal war es aber sehr weit entfernt und nicht quasi nebenan wie das Kota Village.
Ca. 2 Stunden waren wir unterwegs (den letzten Teil der Strecke mussten wir mit einem Jeep zurücklegen, da hier kein Bus mehr fährt – nur so viel: Die Fahrt könnte ohne Zweifel mit jeder Off-Road-Tour mithalten), um von unserem Ankunftsort noch gut 20 Minuten zu laufen.
Doch die Reise hat sich gelohnt: Dort, in den Tiefen des Waldes angekommen, wurden wir mit einer Papaya und dem besten Kaffee der Welt belohnt. (Anmerkung der Katharina S: Ich mag keinen Kaffee, aber dieser hier war göttlich.)
In dem Village wurden neben vielen anderen organischen Erzeugnissen (wie z.B. Bohnen, Baumwolle und den benannten Papayas) die Kaffebohnen angebaut, eigenhändig verarbeitet und uns anschließend mit der Milch von der nebenstehenden Kuh serviert.
Der Geschmack war so unglaublich, dass wir ihnen das Pulver abkaufen wollten, jedoch boten sie nur die Bohnen zum Verkauf an.



Auch Chilis durften wir bewundern, und wurden dazu aufgefordert, an ihnen zu riechen. Das besondere an diesen Chilis war ihre Größe: sie waren etwa einen Zentimeter lang und nur halb so breit.
Thiru, unsere heutige Begleitung, brach also eine dieser winzigen Schoten auf und hielt sie uns hin.
Leider war er dabei ziemlich enthusiastisch bei der Sache, und so landete die Schote in Katharina Ss Nase.
Zunächst gab sich Katharina S gelassen und ihre Nase behielt den Normalzustand bei.
Was nach zwei Minuten jedoch folgte waren die Schmerzensrufe der Katharina S, welche sich über die Schärfe in ihrer Nase mockierte.
Das Ganze erstreckte sich über eine steinige bergab Strecke von rund dreißig Minuten, welche ich hilflos vor der schmerzgeplagten Katharina S und hinter dem sich entschuldigenden und dabei immer wieder in Lachanfälle ausbrechenden Thiru verbrachte, bis dieser endlich etwas Kokosnusöl
 auftreiben konnte, welches die Schmerzen linderte.



Die frisch gepflückten Kaffeebohnen
Die berühmten Chilis






























Auf dem Rückweg wurde erneut unsere Ausdauer getestet.
Für gut eine halbe Stunde folgten wir Thiru und Yoga Rani (eine Mitarbeiterin von Island Trust, die uns ebenfalls begleitete) steil bergauf durch eine Teeplantage und ein Waldgebiet, das momentan für die Nutzung zur Agrikultur vorbereitet wird.
Dabei fragten wir uns mehrfach, wie man bitte im Sari diese Strecke zurücklegen kann, denn Yoga Rani zeigte bis zum Ende keinerlei Anzeichen der Erschöpfung, wo wir schon halb auf dem Boden lagen.
Am Abend fielen wir jedoch zufrieden in unsere Betten, denn der tägliche Sport Bedarf war gedeckt.


Thiru meinte irgendwann, noch ein paar Früchte namens Guaven plücken zu müssen. Rani war ihm dabei behilflich, indem sie das geflückte Obst mit ihrem Saree auffing^^




Das war's fürs Erste von uns, bald wird aber auch der Info-Blogpost über das Seedball Projekt und unsere Spendenaktion online sein, also schaut bald wieder vorbei!

 

Liebe Grüße, 

eure Katharinas <3


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