Last but not least


Hallo ihr Lieben!
Wir sind wieder wohlbehalten und gesund in Deutschland angekommen und haben uns mittlerweile an das Wetter, die etwas ungewohnte Situation und natürlich das Leben daheim bei der Familie wieder etwas gewöhnt.
Nach unserem ersten Reiseblog war unsere Reise natürlich noch nicht zu ende. Hier ist nun der 2. Teil und auch voraussichtlich der letzte Blogpost von uns.

 

Mumbai





Mumbai Beach

 
Wir hatten diesmal eine Frau in Thane (1std Autofahrt von Mumbai) als Host (ja, wir waren wieder auf Couchsurfing unterwegs).
Sie hat uns morgens bei unserer Ankunft typisch indisch mit einem Tee empfangen, anschließend haben wir uns erstmal Schlafen gelegt (über die äußerst angenehme Zugfahrt hatten wir ja bereits berichtet).
Als wir aufgewacht sind, wartete zu unserer Überraschung Essen und heiße Schokolade auf dem Tisch für uns, wobei unser Host zur Arbeit gefahren war. Sie hatte uns jedoch eine Nachricht hinterlassen.
So entspannten wir uns diesen Tag noch und machten uns anschließend auf in das hektische Leben Mumbais.

Es gibt nicht viel, was anschauenswürdig ist, jedoch war die Bootsfahrt zur Insel Elephanta definitiv ein Erlebnis. Da wir keine Lust hatten dort mal wieder Millionen von Rupien für den Eintritt zu den Höhlen zu zahlen (in Indien müssen Ausländer meist ein vielfaches für Eintritte in Touristenattraktionen bezahlen), machten wir uns zu Fuß auf den Weg zu einem Berg, von dem aus wir einen wunderbaren Ausblick über die gesamte Insel hatten.





Von dem kleinen Berg aus hatten wir eine gute Sicht auf das winzige Dorf der Insel - und auf einen Teil des riesigen Hafen Mumbais im Hintergrund





Der Rückweg

Auf dem Weg zurück zum Festland begleiteten uns zahlreiche Möwen. Was zu einer gewissen Disney-Atmosphäre führte begründete sich auf der simplen Tatsache, dass haufenweise indische Touristen die Snackbestände des kleinen Bootes aufkauften und den Möwen haufenweise Kekse und anderes entgegen warfen - direkt gefolgt von der Plastikverpackung, die anschließend von den blauen Fluten geschluckt wurde.




Auch ein schönes Erlebnis war ein Kinoabend mit einem der Studenten, die wir in Kotagiri kennengelernt hatten. Außerdem haben die drei uns ihr College gezeigt (was sehr westliche Standards hatte, dazu aber noch sehr viele schön Grünflächen mit Bäumen außenrum).



Der Ausblick von einem der Gebäude des Colleges

Abschied von unseren drei Freunden



Ein im College ausgestelltes Kunstwerk


Was Mumbai aber kann ist definitiv Essen kochen. Man findet alles an Essen, was das Herz begehrt, an manchen Orten kann es dafür aber auch etwas teurer sein als im restlichen Teil Indiens.
Definitiv repräsentativ für unseren Aufenthalt dort war, sich in die Züge dort quetschen zu müssen, vorbei an schreienden Frauen die einen geschubst und gestoßen haben.
Wenn wir dann dreckig und angeschlagen nach Thane zu unserer Gastgeberin fuhren, waren wir sehr froh über die warme Dusche, das leckere Essen und einen schönen Film.
Wir haben auch viel über ihr Leben und ihre vorherige Arbeit in einer Männerdomäne gelernt, wo sie es sehr anstrengend fand, sich gegenüber der Männer Autorität zu verschaffen (als deren Vorgesetzte wohlgemerkt).
So waren wir einerseits froh Mumbai verlassen zu können, um an den Strand zu fahren und andererseits traurig, da wir unseren Host (mal wieder) verlassen mussten.




Mal wieder bedankten wir uns durch ein von uns zubereitetes Frühstück😋



Einen Aspekt möchte ich hier nochmal genauer beschreiben. Einer unserer Programmpunkte in Mumbai war auch eine Slum-Tour durch den größten Slum der Stadt und über dieses Erlebnis möchte ich euch gerne nochmal genauer berichten.

Zu erst einmal zu den Fakten: wir wurden von einem Slumbewohner durch diesen sogenannten Dharavi Slum geführt, wobei zu unserer Gruppe noch eine japanische Professorin gehörte. Natürlich gibt es diverse Reiseveranstalter, die solche Touren anbieten, wir haben uns aber für einen mit einer Hilfsorganisation zusammenarbeitenden Tourenanbieter entschieden. So fließen 80% der Tourgebühren direkt in das Budget der zugehörigen NGO, welchen dann unter anderem Englischkurse für Slumbewohner anbietet. So hat zum Beispiel auch unser Guide die Chance bekommen, Englisch zu lernen.
Dharavi: hat zwischen 700.000 und 1.000.000 Einwohner, ist 2,2 km² groß (zum Vergleich,die Gemeinde Rimbach ist 23 km² und die Gemeinde Fürth 38 km² groß), es gibt ca. eine Toilette pro über tausend Menschen (die genauen Zahlen variieren), ein beispielhafter Mietpreis (ebenfalls sehr unterschiedlich) beträgt um die 13 US Dollar monatlich (im Nachbarviertel Bandra sind es ca. 1.300 USD für eine Wohnung mit drei Schlafzimmern – im Monat) und ein Arbeiter verdient durchschnittlich zwischen 500 und 1000 US Dollar jährlich (je nach Gewerbe- vertreten sind zum Beispiel Müll Auf- und Weiterverarbeitung, Färben von Stoffen, Gerben von Leder, diverse Näharbeiten, Töpfer- und Schreinerarbeiten und vieles mehr. Auffallend ist, das sich vieles um Müllverarbeitung bzw. Recycling dreht).
So grob kann man sagen, dass es natürlich viele Sorgen gibt, die Menschen arbeiten hart, verdienen nicht viel und müssen trotzdem viel dafür bezahlen um dort leben zu dürfen. Sie kommen teilweise täglich mit giftigen Substanzen in Berührung, außerdem gibt es auch viele Arbeiter, die alleine kommen, Familie auf dem Land zurück lassen und diese dann Monate lang nicht sehen. Trotzdem sieht man überraschend viele feste Häuser, es gibt Schulen (wenn auch eher schlechte), es gibt (natürlich gegen Geld) fließend Wasser und Strom.
Das heißt, den Menschen geht es besser als man vielleicht erwartet. Oder doch nicht?
Naja, wie vermutlich in jedem Slum und eigentlich im ganzen Land ist es seehr dreckig. Teile des Geländes wurde vor gerade mal einem Jahrhundert noch von den vielen Fabriken aus dem wachsenden Mumbai als Müllhalde benutzt (stellt euch das mal vor, ihr lebt auf einer Müllkippe). Kanalisation ist so gut wie nicht vorhanden, das mit den Toiletten hatten wir ja schon. Auch die vielen Giftstoffe habe ich angesprochen, den beim Gerben und Färben, dem Waschen, Schmelzen und neu Färben von säckeweise Plastikmüll und alledem, was dort sonst noch so praktiziert uns aber nicht gezeigt wurde entsteht nun nicht unbedingt Blumenduft und Trinkwasser.
Ein besonderer Aufhängepunkt für mich war der Fluss, der teilweise durch den Slum fließt. Der ein oder andere kann sich schon denken, wo der ganze Dreck schlussendlich landet.
Bestimmt hat jeder, vor allem wenn ihr schon mal eine Doku über die Jeansproduktion oder über Färbefabriken in Fernost gesehen habt, eine ungefähre Vorstellung davon, wie ein vergifteter Fluss so aussieht.
Ja, dieser sah genau so aus. Er war bläulich grün, was in dem Fall absolut nichts mit der Refexion des Himmels zu tun hatte und auf seiner Oberfläche schwamm schwarzer Schaum und jede Menge undefinierbarer Dreck.
Als ich das sah musste ich erstmal schlucken und je länger ich darüber nachdachte, desto schwieriger wurde es die Tränen zurück zu halten. Es ist ja nicht so, als sei die bloße Existenz eines solchen Flusses das Schlimmste an der Sache. Man stelle sich jetzt ein kleines Kind vor, das in diesem Slum lebt und nie etwas anderes gesehen hat als diesen Fluss. Das findet den Fluss, so wie er ist, dann plötzlich gar nicht mehr so schlimm. Denn es kennt keinen anderen Fluss, weiß nicht, wie ein klares Bächlein aussieht, weiß nicht wie bei uns die Weschnitz durchs Dorf fließt und hat keine Vorstellung davon, das im Idealfall in so einem Bach Trinkwasser fließt. Oder gar, dass da was im Wasser leben kann. Das Wasser, das Elixier des Lebens, war in diesem Fluss einfach nicht lebendig.



Palolem und Garkana





Nach dem wir uns von unserer Gastgeberin und unseren Freunden verabschiedet hatten, ging es mal wieder mit dem Zug weiter, endlich wieder gegen Süden, genauer nach Palolem. Der recht kleiner Ort hat paradisische Strände und recht wenig Einwohner, dafür aber umso mehr Touristen. Ähnlch sah es in Gorkana, unserem nächsten Ziel aus, auch wenn hier bisher noch nicht allzu viele Ausländer hingefunden haben. Viel zu sehen außer den Stränden gab es nicht, und so verbrachten wir unsere letzten Reisetage ziemlich entspannt, unterhielten uns mit anderen Reisenden und genossen das warme Wetter (okay zugegeben, es war extrem heiß. Aber jetzt vermisse ich es fast ein bisschen).




Am traumhaften Strand versinkt die Sonne - bloß nicht im Meer sondern in einer Mischung aus Wolken und Smok



Der Bach keine hundert Meter vom Strand entfernt. Da überlegt man sich das mit dem Schwimmen gehen doch lieber nochmal





 Da wird im Vorbeifahren schon mal der Wochenmüll aus dem Autofenster entsorgt





Anfang März ging es dann über Myore mit Schlafbus und anschließend einem normalen Government Bus zurück nach Kotagiri alias Basislager.



Zurück in den Bergen




Abschied von Island Trust



Ein letztes mal in unserem Bergdorf angekommen verbrachten wir noch einige letzte Tage gemeinsam mit den Mitarbeitern von Island Trust, besuchten natürlich nochmal die Havour School und Mister Nallamuthu und wurden dann in einer Farewell Function ehrenhaft verabschiedet. Zu diesem Anlass durften wir auch nochmal unser heimisches Standardgericht zubereiten, die guten Pfannkuchen – und zwar für die gesamte Mitarbeiterschaft, ca. 30 Menschen. Naja, irgendwie und mit einiger Verspätung hat das ganze dann geklappt und schien auch recht gut anzukommen, alle kosteten neugierig und interessiert dieses „deutsche“ Gericht (das viele tatsächlich nicht kannten, auch nicht in der englischen bzw. amerikanischen Variante).


Ein letztes Mal gibt es Pfannkuchen

Wenn man für 30 Leute Teig anrührt... mit einer Gabel^^


Anschließend an das Essen (wir hatten praktisch den Nachtisch gestellt, um den ausgiebigen Hauptgang hatten sich andere gekümmert) wurden dann selbstverständlich mal wieder Reden gehalten. Wir kamen uns reichlich unwohl vor, da es ja nur um uns ging, wir aber nur eine Handvoll der Anwesenden persönlich kannten. Nacheinander wurden die Mitarbeiter, mit denen wir am meisten zu tun hatten, zu einer Rede „gezwungen“ und berichteten den anderen von unserer gemeinsamen Zeit. Wir dachten uns schon, dass dieses Schicksal uns wohl auch treffen würde, und natürlich – ohne im Vorhinein auch nur ein Wort darüber verloren zu haben, dass es Reden geben würde und dass von uns erwartet würde, auch etwas zu sagen forderte Alphonse uns auch schon auf, „irgendetwas“ zu sagen. Naja wir hätten es uns denken können. In Indien scheint man wohl nicht so ein großes Interesse daran zu haben solch eine Ansprache auch vorzubereiten. Aber auch Alphonse und seine Frau beschrieben unseren Aufenthalt und ließen die vergangenen Monate gewissermaßen nochmal Revue passieren. Nachdem dieser etwas peinliche aber auch witzige und schöne Teil geschafft war folgte noch er Abschluss des Unterfangens: es wurde auf typische indische Art zusammen ausgelassen getanzt.
Auch hier möchten wir nochmal die Möglichkeit nutzen und Danke sagen. An Alphonse, dafür dass er uns all dies möglich gemacht hat, an seine Frau Saral für die Fürsorge und das leckere Essen und an alle Island Trust Mitarbeiter. Wir vermissen euch!
Außerdem ein fettes Dankeschön an David Katzer für die viele Unterstützung und die aufmunternden und motivierenden Worte, an unsere Schule für die Durchführung/ Aufrechterhaltung/ Bewilligung des Projekts und an den Freundeskreis für die Finanzierung!


Eines schönen Morgens verließen wir dann schließlich auch Kotagiri ein letztes Mal um uns zu unserer Endstation zu begeben:
 

Kochi



Mit Bus und Zug ging es mal wieder los (schon witzig, natürlich waren diese öffentlichen Verkehrsmittel für uns dort immer präsent und selbstverständlich, aber wenn man jetzt so drauf zurückblickt scheint es, als hätten wir die Hälfte unserer Zeit in irgendeiner indischen Blechbüchse verbracht^^).
In Kochi sind wir dann nochmal gecouchsurft. Die Details erspare ich auch hier mal, es war etwas durcheinander, aber die Zeit dort war sehr intensiv und wiedermal haben sich viele liebe Menschen um uns gekümmert, trotz der zu dem Zeitpunkt dort gerade beginnenden Corona-Geschichte. Wir haben die Möglichkeit erhalten, dort recht viele lokale Couchsurfer kenne zu lernen und haben unter anderem einen Ausflug zu einem Wasserfall gemacht und sind zusammen Abendessen gegangen.
Am Vorabend unseres Rückflugs wurden wir auch von Couchsurfern zum Flughafen gebracht. Obwohl die beiden uns nur wenige Tage bzw wenige Stunden lang kannten versüßten sie uns die Wartezeit um ein vielfaches, die wir mal wieder mit reichlich Essen und Tee füllten. Es war schön, dass sie da waren, irgendwie hat es den Abschied etwas einfacher gemacht. Wir haben uns so nicht still und heimlich aus dem Land geschlichen sondern Menschen waren da als es dann hieß zu gehen und wir wurden verabschiedet. 




Bei den Athirapilly Wasserfällen







Ein besonderes Erlebnis: linkseitiges Fahren :D


Letzter Abend und das letzte Mal original indisches Essen zusammen mit unseren Couchsurfer Freunden





Rückflug und Ankunft



Bereits am Eingang des Flughafens gerieten wir in eine Polizeikontrolle, bei welcher der Beamte unsere Ausweise sehen und wissen wollte, mit welcher Airline wir fliegen (viele Flüge wurden zu dem Zeitpunkt bereits gestrichen).
Im Flughafen trugen das gesamte Personal und viele Passagiere bereits Masken und Handschuhe, was uns zu dem Zeitpunkt etwas komisch vorkam (10. März). Außerdem wurden wir vor der Gepäckablage noch 3 mal kontrolliert und danach noch einmal, wobei die Beamten ihre mathematischen Fähigkeiten beim Ausrechnen unserer verbleibenden Visumsdauer unter Beweis stellten (sie waren nicht besonders schnell).
Der Flug verlief ohne Probleme und in Frankfurt angekommen, konnten wir erstmal nicht fassen, tatsächlich wieder da zu sein.
Erst als uns unsere Familien und Kim (es war super, dass du auch kommen konntest :)) ) am Flughafen empfangen hatten, waren wir richtig angekommen und erleichtert.



Und wie geht es weiter?



Tjaja, gute Frage ;P
Bezogen auf das Indienprojekt: Geplant hatten wir einen Vortagsabend in der MLS in Rimbach, dieser wurde vorerst auf ein späteres Datum verschoben. Sobald wir dazu etwas genaueres sagen können, schreiben wir die Infos hier nochmal rein.
Unsere Spendenaktion war, dank vieler toller Spender und einer Beteiligung der Fachschaft Musik der MLS ein großer Erfolg. Schlussendlich konnten 2000€ an Island Trust gespendet werden! Die Umsetzung des Projekts hat schon begonnen, pausiert aber momentan auf Grund der landesweiten Ausgangssperre. Herzlichster Dank von uns sowie von Alphonse stellvertretend für Island Trust und für die Vereinigung an NGO‘s, die das Seedball-projekt durchführen, an alle Spender und Unterstützer!!
Wie es für uns beide jetzt weiter geht steht auch noch eher in den Sternen. Momentan beschäftigen wir uns mit dem, was die letzten Monate zu kurz gekommen ist. Dazu zählt vor allem gemeinsame Zeit mit der Familie, aber auch kochen, backen, Gartenarbeit und diverse sportliche Betätigungen (was gerade halt so geht^^). Ab Herbst werden wir uns dann neuen Herausforderungen in Form von Uni und Ausbildung stellen, wir sind aber beide noch nicht hundertpro festgelegt in der genauen Gestaltung.

An dieser Stelle möchten wir nochmal allen Lesern danken, für euer Interesse, eure investierte Zeit und die vielen Reaktionen auf unsere Artikel. Es hat Spaß gemacht, diese besondere Reise für euch (und die Ewigkeit :P) nieder zu schreiben!!


Alles Liebe

Eure Katharinas <3

Kommentare

  1. The writing was amazing. All the best to both of you. Hope we meet again someday.


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    1. Thanks so much Subham. Same to you, thanks for your time and showing us around Mumbai. Will never forget this movie, even though it's nearly a crime to watch an American movie at our only visit of an indian cinema :p Keep your passion and most importatly, keep writing! Looking forward to seeing you again :)

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  2. Habt ihr euch schon einmal mit mineral processing (https://www.joest.com/interview-dr-marcus-wirtz-at-mineral-processing-europe/) beschäftigt?

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