Erstmal ins Krankenhaus
Hallo liebe Leute!
Im heutigen Blogpost
geht es um:
Hochzeit mit ungeahnten Folgen/ Ein übergebenswürdiges Ereignis/ spielerisch Lernen
Hochzeit mit ungeahnten Folgen
Letzten
Montag hatten wir die Gelegenheit, einer Hochzeit beizuwohnen. Dass
heißt, von der Hochzeit als solcher haben wir eigentlich nicht viel
mitbekommen aber bei der anschließenden „function“ durften wir
erleben, wie die Feierlichkeiten einer christlichen Hochzeit nach dem
Part in der Kirche so ablaufen.
Dafür haben wir die Grundschule
schon gegen eins verlassen (der Vormittag ist recht unspektakulär
wenn auch ziemlich ermüdend verlaufen).
Der Bus, auf den wir gehofft
hatten, kam mal wieder nicht oder viel zu spät und an dem ersten
Jeep, der uns passierte, hingen schon fünf Männer hinten dran (der
Fahrer schien tatsächlich zu denken, dass wir erwarteten noch
mitgenommen zu werden und schüttelte entschuldigend den Kopf, als er
uns sah).
Zum Glück kam nach einer gefühlten Ewigkeit ein anderer
Jeep und wir konnten uns mit einigen anderen Wartenden auf den
Heimweg machen.
Tatsächlich stellte sich aber bald heraus, dass es
sich um ein Privatauto handelte und so hatten wir einen
außergewöhnlich angenehmen Rückweg, für den der Fahrer nicht mal
Geld annehmen wollte. Tja, unverhofft kommt (auch in Indien) oft.
In
Kotagiri angekommen machten wir uns mit Alphonse und seiner Frau Sara
auf den Weg zum Festgelände.
Dieses lag mitten in der Stadt, und so
war es kein Wunder, dass es ersten in einer Umgebung von gefühlt
zwei Kilometern keine Parkplätze mehr gab und dass zweitens die
Hölle los war.
Denn zu der Hochzeit, wie zu den meisten indischen
Hochzeiten, waren über zweitausend Menschen eingeladen. Überall
liefen Leute mit bestimmten Mitbringseln der Hochzeit herum (die
Gäste bekommen hier eine Art Geschenk, wenn sie den Festplatz
verlassen; eine von vielen Gelegenheiten, bei der die Familien des
Brautpaares ihren Wohlstand zeigen).
Wir liefen von der Straße aus
durch einen mindestens 100 Meter langen ‚Tunnel‘ aus weißem
Stoff, der mit rotem Teppich ausgelegt war auf das Hauptgebäude
zu.
Dort warfen wir einen kurzen Blick auf die zu beiden Seiten der
‚Bühne‘ wartenden Gäste, die dem sichtlich erschöpften
Brautpaar ihre Geschenke überreichen wollten und machten uns erstmal
auf Richtung Essen.
Dieses gab es in einem recht großen Raum auf der
Rückseite des Gebäudes.
Das Besondere war: in den Raum passten nur
etwa 150 Leute, also lange nicht alles Gäste.
Deshalb musste
gestaffelt gegessen werden.
Das sah dann so aus, dass man sich hinter
den Stuhl eines gerade essenden Gastes stellte und diesen mit seinem
Leben verteidigte, bis die Person fertig war (nein so schlimm war es
nicht, aber ein einmal ergatterter Stuhl wurde nicht mehr so gerne
hergegeben😄).
Das heißt, dass natürlich auch hinter unseren
Stühlen Menschen standen, als wir beim Essen waren – eine eher
unangenehme Erfahrung.
Laut Vinoba, Alphonse‘ Sohn, der auch noch
zu uns gestoßen war, hatten wir den schlimmsten Trubel gar nicht
miterlebt, da es schon recht spät war.
Außerdem sei generell eher
wenig los, da das Brautpaar am Vorabend eine „Engagement function“
abgehalten hatte. Es fühlte sich trotzdem an, als sei die halbe
Stadt anwesend.
In der Mitte des Hochzeitsgangs |
Da wir
im „non-veg“ Raum saßen, gab es fast ausschließlich
Fleischgerichte, die den Gästen von ziemlich seriös wirkendem
Küchenpersonal auf Bananenblätter gehäuft wurden, dazu natürlich
Reis. Aus der Tatsache, dass die komplette Küchenmannschaft
Haarnetze trug und die meisten auch Einmalhandschuhe schlossen wir,
dass hier wohl sehr auf Sauberkeit geachtet wurde und wir das Essen
bedenkenlos essen konnten.
Nun, auch hier passt der Satz unverhofft
kommt oft, dazu aber später mehr. (Hierzu kurz eine Anmerkung von
Katharina M: Meine Worte waren nach dem Essen ,,Ich mach mir da keine
Sorgen, mein Immunsystem wird das schon richten.‘‘)
Als wir
den Hauptgang beendet hatten ging es nach draußen zum Händewaschen
(denn gegessen wurde natürlich wie immer mit den Fingern; hier eine
kurze Anmerkung an dich, Papa: die Inder wären mit deiner Erziehung
nicht wirklich Einverstanden gewesen. Denn natürlich müssen immer
ALLE FÜNF Finger zum Essen benutzt werden.😁) und dann zum
Nachtisch.
Dieser bestand aus erst einer Portion Obstsalat und
anschließend ordentlich Eiscreme.
Auch hier trug das Personal Haube
und Handschuhe, und so schlugen wir recht unbesorgt zu und vertrauten
auf unsere seit einem Monat trainierten Abwehrkräfte.
Nachdem
auch das Dessert verputz war machten wir uns auch schon wieder auf
den Heimweg. Alphonse und Sara hatten in der Zwischenzeit ihr
Geschenk überreicht und wir hatten ein schnelles Bild mit dem
Brautpaar gemacht, damit war alles abgehakt.
Mit Vinoba (zwiter von links) und dem Brautpaar |
Am
Nachmittag diesen Tages machten wir uns spontan mit Alphonse auf den
Weg nach Koonoor um unsere Garderobe etwas zu erweitern.
Wir
erstanden also jeder (nach vielen Auswahlschwierigkeiten in dem
großen Geschäft und mit Saras tatkräftiger Hilfe) drei neue
Churiddars und später auf drängen Alphonse‘ auch jeweils einen
Saree. Bilder davon folgen, sobald die entsprechenden Näharbeiten
erledigt wurden.
Ein übergebenswürdiges Ereignis
Der
Dienstag war relativ unspektakulär, wir unterrichteten jeweils
wieder ,,unsere‘‘ Klassen: Ich die 4. und Katharina S die 3.
Klasse.
Der
einzige männliche Lehrer der Schule teilte uns an diesem Tag mit,
dass die Schule im Rahmen des ,,children‘s Day‘‘ ein Programm
hätte, bei welchem die Lehrer sich einige Dinge für die Schüler
ausdenken sollten.
Infolgedessen
wurden wir schlussendlich dazu aufgefordert uns bis Donnerstag auch
etwas zu überlegen. Naja wollten wir auch, aber es kam leider etwas
dazwischen.
So und
jetzt zu dem Highlight der Woche. Während Katharina S noch schlief,
fing der Mittwoch für mich ungefähr so an:
Ich
wachte auf, weil mir ein bisschen schlecht war und so stand ich auf,
um etwas Wasser zu trinken.
Mein
Bauch fühlte sich gar nicht gut an und als ich mich wieder hinlegte,
fing plötzlich an, sich der Raum um mich zu drehen und mir wurde
plötzlich seeeehr übel.
Also
stand ich wieder auf, um mich im Bad ausführlichst zu übergeben.
Von
dieser vernehmungsunwürdigen Geräuchskulisse wurde dann auch der
Schlaf der Katharina S beendet.
Nach
diesem tollen Erlebnis, ging es mir deutlich besser und ich wollte
mich wieder ins Bett legen.
Ich
hatte sogar noch darüber nachgedacht, dass es kein Problem sei, doch
noch in die Schule zu gehen.
Doch
dann kam ein Rückfall, aufgrund dessen ich erneut die Toilette
aufsuchen musste.
Plötzlich
wurde mir so schwindelig, dass ich im Bad leicht auf den Boden fiel
und dort ein paar Sekunden um mein Bewusstsein kämpfen musste.
Irgendwie
stand ich dann doch auf und verließ das Bad mit den Worten: ,,Ich
glaube ich muss ins Krankenhaus, irgendwas stimmt hier nicht‘‘.
So
kontaktierte Katharina S Alphonse, welcher uns sofort ins Krankenhaus
fuhr.
Dort
angekommen, war zunächst kein Arzt in Sicht.
Lediglich
eine Schwester, welcher Alphonse eindringlich den Sachverhalt
erklärte, hielt sich auf dem Gang auf.
Schließlich
lief sie zu dem Häufchen Elend auf der Wartebank, das sich vor
Schmerzen krümmte (Ich, falls es jemand nicht verstanden haben
sollte).
Mit
besorgter Stimme fragte sie mich, ob ich mich müde fühle.
Fast
hätte ich gelacht.
Ich
erwiederte nur, dass ich mich krank fühlte und so brachte sie mich
in einen typischen Krankenhausraum mit Liege und einigen Geräten
ausgestattet.
Die
Ärztin kam und stellte mir einige Fragen und tastete mich ab.
(Funfact: Das war dieselbe Ärztin, die mich (Katharina S) vor zwei
Wochen ebenfalls untersucht hatte.) Anschließend kamen zich andere
Personen herein, die alle ihren Senf dazugeben wollten.
Schließlich
wurde mir Blut abgenommen und ein Zugang gelegt (wobei die Ärzte
nicht gerade zimperlich waren und gleich drei Versuche starteten,
aber so war ich durch andere Schmerzen wenigstens von meinen Krämpfen
abgelenkt).
Ich
bekam zahlreiche Medikamente und nach einigen Stunden ging es mir
tatsächlich etwas besser.
So
wurden wir in einen anderen Raum verlegt und die Ärzte sagten uns,
dass ich das Krankenhaus am späten Nachmittag verlassen könne, wenn
ich mich nicht erneut übergeben müsste.
Naja,
long story short, ich musste mich nochmal übergeben und so
verbrachten wir die Nacht im Krankenhaus, wobei mir nochmals
Medikamente eingeflößt wurden.
Abends
ging es mir schon wieder besser und die Ärztin kam nochmal in den
Raum, um uns den Ursprung meiner Übelkeit mitzuteilen (wir haben es
fast schon geahnt).
Sie
sagte uns, dass nicht mal sie das Fleisch auf einer Hochzeit essen
würde.
Es
würde für so viele Menschen gekocht, dass man die Qualität nicht
richtig überwachen könne.
Joa
wissen wir für die nächste Hochzeit dann.
Bei der
Entlassung wurden mir nochmal tausend Medikamente mitgegeben und
mitgeteilt, dass ich für 3 Tage keine Milchprodukte, scharfen Sachen
usw. essen dürfe.
Am
Freitag von dann wieder unsere Putzaktion statt, nur diesmal mit
getauschten Rollen: Katharina M lag krank im Bett und Katharina S hat
geschrubbt.
Am
Samstag waren wir bei einem Viewpoint und haben uns die Katerine
Waterfalls angeschaut.
Hier
ein paar Eindrücke:
Der Blick aus den Bergen ins "Tal" und auf Mettupalayam |
Spielerisch Lernen?
Am
Sonntag haben wir an einem Meeting mit den Tribal people teilgenommen, wo uns erzählt
wurde, dass einige "seed balls" für das im letzten Post erwähnte Projekt schon von den Teilnehmern aus eigener
Tasche finanziert und hergestellt wurden. Am Donnerstag (dem children's day) wurde auch bereits in einer Schule angefangen, seed balls zu säen.
Abgesehen
davon wurde darüber gesprochen, dass es für die Frauen der Tribal
Villages unüblich sei für die Geburt ins Krankenhaus zu gehen, da
sie den Ärzten nicht wirklich trauen würden.
Das ist ein großes Problem, da es manchmal leider dazu führt, dass die Frauen oder die Babys aufgrund
von Komplikationen sterben.
Island Trust hat sich dafür eingesetzt, dass vor einiger Zeit eine Frau dafür eingestellt wurde die schwangeren
Frauen der tribal villages zu überreden, doch ins Krankenhaus zu gehen und seitdem habe es keine Tode
bei der Geburt mehr gegeben.
Auch
haben die Frauen während der Schwangerschaft das Recht, ein kleines
Gehalt vom Staat einzufordern, sodass sie sich in der kritischen Zeit
freinehmen können.
Jedoch
stellt sich hier das Problem, dass die Meisten überhaupt kein
Bankkonto besitzen, auf welches der Staat dieses Geld zahlen könnte.
So
bietet Island Trust Hilfe dabei an, die nötige "tax-card" zu beantragen und anschließend ein Konto zu eröffnen. Die anwesenden Vertreter der Tribal villages wurden ermutigt, die Frauen in ihren Dörfern dazu aufzufordern, diese Dienste in Anspruch zu nehmen damit diese staatliche Unterstützung nicht vergeudet wird.
Auch
der Lehrer einer Schule kam auf dem Meeting auf Island Trust zu, weil
er im Rahmen des children‘s day einige Spielsachen für die Kinder seiner Schule
anschaffen wollte.
Tatsächlich
ist uns schon aufgefallen, dass nur wenige (staatliche) Grundschulen in Indien
über Spielsachen (Bälle, Seile, Reifen) verfügen.
An unserer Schule gibt es genau einen alten Ball für fünf Jahrgangsstufen.
Es ist wirklich traurig zu sehen, dass die Kinder in den Pausen nichts haben, mit dem sie spielen können.
Daran möchten wir gerne etwas ändern und wollen somit für diese zwei Schulen Dinge anschaffen, womit sie Spaß haben und
sich gleichzeitig sportlich betätigen können.
Wir würden uns sehr darüber freuen, wenn ihr uns finanziell bei bei diesem Projekt unterstützen wollt.
Die Kosten werden sich vorrausichtlich auf 100 € belaufen.
Alle Spenden bitte an das Freundeskreiskonto der MLS:
Freundeskreis der MLS e.V.
Volksbank Weschnitztal
Kto.-Nr 6297
BLZ 50961592
IBAN: DE87 5096 1592 0000 0062 97
!Wichtig: Verwendungszweck Indienprojekt angeben!
An alle Leser an dieser Stelle mal ein herzliches Dankeschön für euer Interesse!
Als wir im letzten Jahr Hotelgutscheine Südtirol (www.suedtirolgutschein.com) eingelöst haben, musste ich leider auch einmal ins Krankenhaus, da ich im Wald sehr doll umgeknickt bin, weil wir unbedingt Querbeet gehen wollten und nicht auf den Wegen geblieben sind..
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