Fast wären wir wieder zurückgeflogen

 

Die ersten Tage in Indien sind wohlbehalten überstanden und hier kommt auch endlich unser erster (richtiger) Blog-Artikel! Zur Übersicht hier eine Mini-Inhaltsangabe: 

Inhalt: Vorabend & Verabschiedung/ Der Flug/ Der fast Rückflug/ Die Frauen und der Alkohol




Abschied am Flughafen

 

Vorabend & Verabschiedung

 


Am Abend vor unserem Flug haben wir natürlich, wie es sich gehört, eine Abschiedsfeier veranstaltet. Es hat uns sehr gefreut, noch einmal Zeit mit vielen unserer Freunde zu verbringen, bevor wir uns erstmal vom Acker machen.
Gegen Nacht kam dann der große Abschied und uns war zum Heulen zumute.
Obwohl wir vorher eher mit Freude auf unsere Reise geblickt haben, haben wir uns nach der Verabschiedung nicht mehr so fröhlich gefühlt. Es war einfach unheimlich zu realisieren, wie lange man all diese Menschen nun nicht sehen wird. Zu realisieren, dass man Weihnachten, Silvester und Geburtstag ohne sie feiern muss.
Auch die anderen berühmten „letzten Male“ (wie zum Beispiel das letzte Mal schlafen im eigenen Bett) setzten unserer Gemütslage etwas zu, wobei die Verabschiedung der von uns noch am Morgen der Abreise genossenen warmen Dusche zum Glück von viel kürzerer Dauer war als erwartet, dazu aber später mehr.




Jaja, noch lachen wir😜



Der Flug

 


Am Sonntag ging es dann schließlich los: unsere Eltern brachten uns zum Flughafen und überraschenderweise trafen wir dort auch bekannte Gesichter einige unserer Freunde, welche uns noch bis zu unserem Flug begleiten wollten (ihr seid der Wahnsinn). Danach durften wir erstmal mit unseren 300 Tonnen schweren Rucksäcken in der Schlange zum Check in anstehen.
Wie viele von euch wissen, haben wir 3 Flüge genommen (es war das billigste Angebot, wir wären auch lieber direkt geflogen.).
Hierbei war durchaus eine Steigerung vom Grad der Unannehmlichkeiten zu erkennen:
Während wir im ersten Flug beim Verstellen der Sitze aus Versehen durch Drücken des falschen Knopfes eine Stewardess riefen, waren im zweiten Flugzeug (Nachtflug, da wo man eigentlich schläft) die Sitze unglaublich hart, unsere Vordermänner haben sich unseren Fußraum für ihren Rücken gegönnt, während unsere Hintermänner uns nur wenige Zentimeter bei der Sitzverstellung erlaubten. Im dritten Flugzeug hämmerte nach einiger Zeit ein Mann, welcher sich in der Toilette eingeschlossen hatte, gegen die Tür und schrie etwas in einer uns unverständlichen Sprache. Das Flugpersonal wirkte sichtlich verstört und mein erster Gedanke war, dass es sich um einen Terroranschlag handelt (ich bin halt gerade aufgewacht, okay?). Es stellte sich heraus, dass der Mann wahrscheinlich ein physisches Problem hatte und keine gewalttätigen Aktionen im Sinn hatte.
Nachdem unser erstes Flugzeug uns erfolgreich nach Kuweit gebracht hatte, suchten wir weniger erfolgreich nach unserem Anschlussflug.

Wir mussten sehr verwirrt gewirkt haben, als wir aus dem Bus, der uns über das Rollfeld befördert hatte, in das Flughafengebäude eintraten. Große Schilder mit der Aufschrift „Immigration“ zeigten uns, wo wir nicht hinwollten. Aber nirgends gab es eine Spur von den Gates oder vom Check-In. Schließlich entdeckten wir ein kleines Schild, auf dem „Transit“ stand. Erleichtert setzten wir uns in Bewegung, die meisten anderen Fluggäste waren schon längst aus dem Eingangsbereich verschwunden und komischerweise hatten niemand den Weg eingeschlagen, den uns das Transit-Schild wies.
Bald schon lief ein junger Mann in Anzug neben uns her, er grinste uns an und fragte, ob wir den internationalen Transferbereich suchten. Wir nickten etwas hilflos, der Mann grinste erneut und erklärte uns den Weg zu den Gates. Er zeigt eine Treppe herauf, die sich genau in der entgegengesetzte Richtung befand. Dort oben würden wir auch den Check-In-Schalter finden, meinte er. Tja, er hatte uns offensichtlich überschätzt.
Wir liefen also, nachdem wir uns lachend bedankt hatten, die Treppe hinauf und standen genauso ziellos da wie zuvor. Um uns herum befanden sich an den Seiten eines sehr breiten Ganges zahlreiche Duty-Free Läden und nach einigem Suchen fanden wir auch ein Schild zu unserem Gate. Wir entschlossen uns, in diese Richtung zu laufen, in der Hoffnung, dass sich der Check-In vielleicht näher bei den Gates befand. Nach einigen Metern tauchte der junge Mann wieder an unserer Seite auf und führte uns lachend zurück in die Richtung, aus der wir gekommen waren. Wie sich herausstellte, waren wir an den Check-In-Schaltern zielstrebig vorbei gelaufen.
Schließlich erhielten wir unsere Bordkarten von den Männern hinter dem Schalter (die auch alle sehr amüsiert wirkten; woran das nur liegen könnte) und machten uns auf zu unserem Gate.



Der fast Rückflug

 


Als wir schließlich im letzten Flug von Sri Lanka nach Kochi saßen, waren wir am Ende unserer Kräfte. Während den guten zwei Stunden Aufenthalt am Flughafen in Colombo (von sechs bis halb neun Ortszeit, halb drei bis fünf deutscher Zeit) hatten wir gegen das Einschlafen gekämpft, mit der Befürchtung, sonst das Bording oder gar den Abflug zu verpassen. Die Hoffnung, dass unsere Reise nach unserer Ankunft auf dem indischen Festland bald ein Enden haben würde hatten wir mittlerweile ebenfalls aufgegeben; unsere Internetrecherche hatte ergeben, dass die Zugfahrt vom Flughafen in Kochi bis zur nächst größeren Stadt von Kotagiri, Coimbatore, knappe fünf Stunden dauern würde, die anschließende Autofahrt von besagtem Coimbatore in das Bergdorf Kotagiri nochmals über eine Stunde.

Als wir unsere Rucksäcke dann schließlich durch den indischen Flughafen schleppten, wollten wir einfach nur schnell weiter. Wir wussten zwar keine Einzelheiten, aber irgendwo vor dem Flugafen würden Alphonse, der Leiter der Organisation Island Trust, und seine Frau auf uns warten, um uns abzuholen. Schön und gut, die Flughafenbeamten hatten wohl andere Pläne.
Schon am Immigration Schalter zeichneten sich erste Probleme ab. Der Mann, der unsere Pässe kontrollierte, kannte die indische Adresse nicht, die wir auf unsere Einreiseformulare geschrieben hatten. Also zeigten wir im ein anderes Dokument von Island Trust (unsere Einladungsschreiben), in der Hoffnung so die Unklarheiten klären zu können. Da nahm das Drama seinen Lauf.
Der Beamte las sich das Schreiben genau durch und schickte uns anschließend weiter zu einigen anderen Beamten, die sich „mit uns unterhalten“ wollten. Uns wurden einige Fragen gestellt und wir bekamen ein immer schlechteres Gefühl bei der Sache. Der Frage, ob es ein Problem mit unseren Visa gäbe, wurde ausgewichen.

Die Details unsere mehrstündigen Wartezeit am Flughafen (alle anderen Fluggäste waren längst verschwunden), der Befragung, der Alphonse sich unterziehen musste und den vielen Horrorszenarien, die wir uns ausgemalt hatten ersparen wir euch hier.
Die Kurzfassung lautet: unser Touristenvisum passte nicht auf die Beschreibung unserer Freiwilligentätigkeit in den Einladungsschreiben. Scheinbar hatten sich die Regularien seit den letzten Freiwilligen verschärft, sodass ein Touristenvisum nicht mehr akzeptiert wurde. Zwischenzeitlich, bevor die Männer, die uns befragt hatten für eine halbe Ewigkeit verschwanden und wir nicht wussten was Sache war, hatte man uns erklärt wir müssten zurück fliegen, um das korrekte Visum zu beantragen.
Wäre Alphonse nicht vor Ort gewesen und hätte er sich nicht schriftlich für uns verbürgt, dann hätten wir mit großer Wahrscheinlichkeit wieder ausreisen müssen. Ihr könnt euch also vorstellen wie erleichtert wir waren, als wir am Ende dieses langen Tages endlich in unsere Betten fallen konnten. 



Die Frauen und der Alkohol

 


Nachdem wir uns von unserer Reise erholt haben, nahm uns Sara, Alphonse Frau,am nächsten Tag mit zu ihrer Organisation, welche sich für die Rechte von Frauen einsetzt. Sie erklärte uns, dass alle Mitglieder (an die 5000) einen Mitgliedsbeitrag zahlen, welcher dann als Hilfe eingesetzt wird. Auf die Frage, was das größte Problem für Frauen sei, antwortete sie ,,drunk men‘‘ (betrunkene Männer).
Gewalt und die Angst vor der sozialen Demütigung nach einer Trennung machen den Frauen zu schaffen. Teilweise müssten sie sich sogar zwangsweise von ihren Kindern trennen. 
Als Reaktion darauf setzt sich die Organisation auch dafür ein, dass nahegelegene Alkoholläden geschlossen (bzw abgerissen) werden. Die betroffenen Männer suchen sich jedoch einfach andere Läden, auch wenn diese schwieriger zu erreichen sind.
Im Gegensatz zu den Männern, wird Alkohol von indischen Frauen eher weniger konsumiert.
Nur in größeren Städten wird auch von weiblichen Mitgliedern der Gesellschaft auf Festen mal das ein oder andere Glas getrunken, wobei dieser Trend zunimmt.
Die Situation der Frauen in Indien ist zum Haare raufen. Wenn sie sich von ihrem Mann trennen, sind sie für ein Leben gebranntmarkt. Ihre einzige Möglichkeit ist dann meistens auf Teeplantagen oder an ähnlichen Orten für einen Hungerlohn zu arbeiten.
Auch hier ist jedoch ein Wandel zu sehen: je mehr Frauen gebildet werden, desto leichter fällt es ihnen, eigenständig Fuß zu fassen.
Es freut uns natürlich, dass es diesen Wandel gibt, jedoch fehlt noch sehr viel, bis die Frau eine gute Stellung in der Gesellschaft erreicht hat.


In den Büroräumlichkeiten der Frauenorganisation durften wir anschließend an einer hinduistische Zeremonie anlässlich des „Puja“-Festes teilnehmen. Auf einem kleinen Tisch wurden die verschiedensten Speisen vor einem Götterbildnis geopfert. Danach stimmten die Frauen in ein Lied ein, von dem wir leider nichts verstanden aber trotzdem sehr andächtig zuhören durften. Dann wurde gegessen: wir nahmen alle barfuß auf einer Matte auf dem Boden Platz, bekamen ein Bananenblatt vorgesetzt und auf dieses wurden haufenweise Kichererbsen, eine süßen Reisspeisen und diverses Obst getürmt. Anschließend gab es eine Art gepoppten Reis als Nachtisch. Und natürlich Tee.
Danach brachte uns Alphonse zu einem Internet Shop (in seinem Büro gab es seit Mittags einen Stromausfall, in unserer Unterkunft hatten wir an diesem Tag auch schon zwei Mal auf Strom verzichten müssen) und füllte mit uns ein Formular zur Registrierung aus. Damit nahm unser erster Tag in Indien dann auch sein Ende.




Bis bald
Eure Katharinas <3



😍Unser Nachbar: Bus


Kommentare

  1. Oh man, das war ja knapp! Viel Spaß und Erfahrungen euch in Indien!

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    1. Danke! Viele Grüße und alles Gute dir :)
      Die Katharinas

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